Ehre, wem Ehre gebührt

Ende Juli bin ich zum zweiten Male Vater geworden (Ja, es geht beim zweiten Male alles schneller, ist aber nicht mehr so hektisch). Unsere neugeborene Tochter musste jedoch wegen Neugeborenengelbsucht ein paar Nächte stationär unter die Sonnenbank. Und so verbrachte ich auch 2 Nächte in einem 4-Bett-Zimmer in der Kinderklinik – und habe nun noch mehr Respekt für Mütter und Schwestern. Hier die Gründe:

Mütter übernehmen Verantwortung

Als meine Frau nach 3 Nächten im Krankenhaus mich bat, doch auch mal Wache zu halten, waren meine Worte: „Eh, ja, klar!“. Mein erster Gedanke war aber: „Och, nöö..“.

Warum so ein Gedanke? Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz im Männer-Gehirn (zumindest in meinem Gehirn) zu sein: „Es ist ihre Aufgabe.“ Ja, sie hatte mehr Zeit mit dem ungeborenen Baby verbracht. Aber es ist genauso mein Kind wie ihrs.

Mütter verstehen vielleicht intuitiv, was zu tun ist und dass es gemacht werden muss und kein Ritter kommt, um sie zu retten. Kennt ihr den Spruch: „Ein Mann muss tun, was er tun muss“? Ich sage dazu: „Eine Mutter tut, was Sie tun muss.“. Das ist für mich Verantwortung und vorbildhaft. Verantwortung ist eine aktive Entscheidung, kein Warten, bis jemand einem sagt, die Windeln zu wechseln.

First World Problems

In meinem Zimmer lag eine 16-jährige Mutter mit ihrem 3 Monate alten Sohn, der unter einer bakteriellen Infektion litt. Sie erzählte mir etwas von sich: Der Vater des Kindes will nichts vom Kind wissen, er hat sie schon mehrfach bedroht. Sie hat die Berufsschule wegen dem Kind unterbrochen und während der Schwangerschaft 30 kg zugenommen. Ihre Mutter ist ebenfalls alleinerziehend. Trotzdem sagt sie, dass Kind war das Beste, was ihr passieren konnte.

Und ich liege da 2 Tage und jammere, weil ich kein Einzelzimmer und kein WLAN habe. Das 4-Bett-Zimmer war übrigens nur zur Hälfte belegt…

Brutales Multitasking im Krankenhaus

Die Schwestern auf meiner Abteilung waren Tag für Tag einer Situation ausgesetzt, die mich nach kurzer Zeit in den Wahnsinn treiben würde. Überall sind Messgeräte, die ständig piepsen und Falschalarm verursachen. Überall laufen gestresste Eltern rum, die was wollen. Überall schreien Babys ohne Eltern. Und ach noch die viele Dokumentation, die wartet. Multitasking-Terror vom Feinsten.

Ich selber habe die Erfahrung gemacht, dass Multitasking bei mir mehr Stress und Fehler verursacht. Es ist für mich ein Wunder, dass in solchen Situationen nicht mehr Fehler passieren. Aber die Schwestern nehmen all das auf sich und kümmern sich auch liebevoll um mein Kind.

 

Dieser Aufenthalt war eine gute Erfahrung für mich. Ich habe ein Buch lesen können. Ich darf dankbar sein, dass mein Kind gesund ist. Ich habe mal wieder erfahren dürfen, wie gut ich es habe – in meiner Familie, in meiner Arbeit. Und das ich von Müttern noch einiges in Sachen Verantwortung lernen kann.