Wie man mit beschäftigen Leuten netzwerkt

„Netzwerken ist wichtig!“ Das ist eine simple Weisheit im Geschäfts- oder Berufsleben. Aber für alle Lebensweisheiten gilt: Jeder kennt sie, denn sie sind leicht zu merken. Jeder kann sie in einem Gespräch wohlklingend unterbringen. Aber sie wirklich lebensnahe zu verstehen oder gar umsetzen – das ist schwer.

Nach einigen Monaten der Selbstständigkeit lerne ich langsam, was netzwerken bedeutet. Ich mag übrigens den Begriff „netzwerken“ nicht, weil das so mechanisch und damit unpersönlich klingt. (Im englischen kann man das viel schöner mit „to connect“ ausdrücken, aber damit es nicht verwirrend wird, bleibe ich beim Begriff netzwerken.) Netzwerken ist nämlich das Gegenteil von unpersönlich: man lernt sich gegenseitig kennen, und wenn die Chemie stimmt, kann man zusammen Sachen unternehmen und sich gegenseitig helfen. Und je stärker das Netzwerk ist, desto mehr kann man auch schaffen.

Früher oder später trifft man dann auf Menschen, die auf Grund ihrer Stellung, Verantwortung oder Bekanntheit sehr beschäftigt sind. Sie erhalten hunderte von Emails, zig Anrufe, etliche Anfragen pro Tag – und das meist aus gutem Grund. Sie können ein wertvoller Kontakt sein.

Wie kann man mit solchen Leuten eine Verbindung aufbauen? Es gibt keine Garantie dafür. Aber man kann eine Menge Dinge falsch machen, so dass es garantiert nichts wird.

Steve Pavlina hat in seinem Blog eine lesenswerte Beitragsserie „How to Network With Busy People“ seine Sicht geschildert. Dabei erzählt er von seinen Erfahrungen von beiden Seiten, als Anfrager und als gesuchte, beschäftigte Persönlichkeit.

Gerade die Sicht als Angefragter ist lehrsam. Es ist wichtig, die Situation aus der Perspektive des viel Beschäftigten zu sehen, um deren Lage, deren Gefühle und deren Reaktionen zu verstehen.

Denn beschäftigte Leute sind – oh Wunder – auch nur Menschen. Sie versuchen aber effizient mit den vielen Anfragen umzugehen. Darauf basierend die wichtigsten Tipps, wie man mit beschäftigten Menschen netzwerkt:

Vermeide bekannte Muster

Beschäftigte Menschen müssen mit den vielen Anfragen umgehen können. Also entwickeln sie aus Effizienzgründen bewusst oder unbewusst Filter, erst im Kopf, dann vielleicht systemisch, um uninteressante, nicht relevante Anfragen und Informationen so früh wie möglich auszusortieren. Und Filter brauchen ein Muster, um anzuspringen.

Steve Pavlina hat nach tausenden von Anfragen für sich folgende Muster ausgemacht:

  • Danksagungen
  • Kritik
  • Vorschläge
  • Ratschlag suchend
  • Promo-Anfragen

Wenn Du also denkst, deine Anfrage sei was besonderes – sie ist es meist nicht. Wahrscheinlich hat der Angefragte sowas schon x-mal gesehen. Zack – der Filter schlägt zu.

Weitere Muster sind:

  • Anfrage ist zu lang
  • ist zu unpersönlich
  • ist zu fordernd
  • ist zu vorsichtig
  • über einen zu vollen Kommunikationskanal gesendet
  • Kaltakquise- oder Spam-artig

Versuche also, keinen dieser Filter anzuspringen zu lassen. Besser ist es, über einen seltener genutzten Kanal anzufragen (Schreibt jemand noch Briefe per Hand?). Oder über einen gemeinsamen Kontakt die Verbindung zu suchen („Intro“). Oder vielleicht habt ihr seltene gemeinsame Interessen als Einstieg?

Nimms nicht persönlich

Beschäftigte Menschen müssen viel „Nein“ sagen. Warren Buffett meint, dass ist sogar die Voraussetzung für Erfolg. Ich merke, wie schwer es ist, „Nein“ zu sagen. Wenn Du also eine knappe Absage bekommst, hingehalten wirst, oder gar ignoriert wirst – nimm es nicht persönlich. Es ist deren Versuch, ihre Prioritäten effektiv im zu Fokus halten.

Beschäftigte Menschen langweilen sich, immer das gleiche zu tun – wie Anfragen beantworten. Daher versuchen sie, sowas zu minimieren, automatisieren, zu vermeiden. Und können dabei auch Fehler machen, dass kann dann unpersönlich, rüde und arrogant wirken.

Sie sind auch nur Menschen

Was wieder wie eine simple Erkenntnis klingt, hat für das Netzwerken erkenntnisreiche Konsequenzen:

Sie mögen Menschen, die authentisch sind, also nicht wie Marketingleute sprechen und nicht immer sofort im Verkaufsmodus sind. Sie mögen Menschen mit ähnlichen Werten und Interessen. Sie mögen Menschen, die eine entspannte Atmosphäre erzeugen. Sei also keine emotionale Last für diese Person, wo sie Ihre Schilde hochfahren müssen, sondern biete eine freundschaftliche Stimmung und Beziehung – auf Augenhöhe.

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